Dienstag, 6. Februar 2018

Falcos Tod am 6. Februar 1998

Wo warst Du am Tag als Falco starb? 

Komischerweise gehöre ich zu denjenigen die sich an diesen Tag ähnlich klar erinnern wie an die Challenger Explosion oder den 11. September.


19 Jahre war ich alt. Und zusammen mit anderen Teenagern räumte ich den Kirchanschöringer Jugendraum aus, der wenige Monate später abgerissen werden sollte. Somit war Falcos Todestag auch irgendwie eine ziemlich billige Metapher für das Ende der Jugend. 
Als ich in der Folgezeit dem um sich greifenden Falco-Hype verfiel, hörte ich stundenlang "Jeanny" und schrieb eine meiner skurrilsten Kurzgeschichten nieder: Ein Mann wacht im blutbesudelten weißen Schnee auf, Gedächtnisverlust. Neben ihm ein ermordetes Märchen. Die beinahe verwehte Schneespur des Mörders führt vom Tatort weg in den Wald hinein. Noch benommen und orientierungslos stolpert der selbst schwer verletzte Mann im Schneegestöber der Spur hinterher auf der Jagd nach dem Mörder. Durch das Gestrüpp, durch den Wald, der Spur hinterher. Nach einer endlosen Weile endet die Spur der Lichtung neben der Leiche wo er vorher selbst gelegen hatte. Er selbst war der Mörder. Zur Geschichte
Mit den Hansis beim Roadtrip nach Margareten
Zwanzig Jahre lang war Falco und seine Musik immer wieder ein Quell unergründlicher Inspiration.
Es kam eine Phase in der ich wochenlang wie Falco sprach und auf Bad Taste Partys als Falco auftrat. Auch ein cooler Text der damals entstand: "Junge Römer": Ein junger Mann, passiv und fatalistisch in den Wogen seines Lebens ausharrend, erwartet stoisch den Ausbruch der befürchteten Alzheimer Erkrankung. Auf einer Party begegnet er Emmi, die er hoffnungslos liebt. Die steht sogar im Netz zum Nachlesen.
Letztes Jahr schließlich überredete ich die Kumpels beim Männertrip nach Wien, mit mir nach Margereten in die Ziegelofengasse 37 zu radeln. Erst suchten wir auf der falschen Straßenseite nach dem Haus in dem Falco als junger Bursch aufwuchs. Als wir eine ältere Dame nach Falco fragten, begann sie zu strahlen: "Der Hansi? Der hat dort gewohnt!" und sie zeigte auf das Haus gegenüber. Sie plauderte wehmütig von früher und von der Bäckerei die dort früher war. Und als wir sie fragte, ob sie den Falco kannte, schaute sie uns irritiert an. "Natürlich kannte ich den Hansi. Alle hier kannten den Hansi!"
Zwanzig Jahre lang hat mich Falco immer wieder begleitet. Momentan hat er sich sogar in mein neuestes Romanprojekt eingeschlichen. Arbeitstitel "Im Frühling sterben ist Scheiße". Name des Hauptprotagonisten: Johann "Falko" Holzner. Hoffentlich krieg ich da keine Copyright Probleme...

Kurzgeschichten inspiriert von Falcos Texten:

Kurzgeschichten inspiriert von Falcos Lyrics





2 Kommentare:

  1. Spaziergang im Winter

    Ich kam zu mir.
    Es war kalt.
    Ich lag im Schnee.
    Erst jetzt sah ich das Blut.
    Ich spie aus.
    Auch mein Mund war voll von
    zäher, warmer geleeartiger Flüssigkeit.
    Der Schwindel ließ mich in meinem Kopf drehen.
    Das gleißende Weiß des Schnees machte mich blind.
    Leuchtete Rot, wenn ich die Augen schloss.
    Vermischte sich mit schwarzen Flecken, wenn ich sie wieder öffnete.
    Die schwarzen Punkte nahmen ab und ich erkannte Formen.
    Mein Rücken, meine Hände schmerzten. Sie waren blutig.
    Dort lag Johanna.
    War sie tot?
    Ihre weit aufgerissenen Augen starrten mich kalt an.
    Johanna war tot.
    Rotes Blut auf weißem Schnee.
    Blut auf ihrem Kopf.
    Gekrümmt lag sie da, lag auf dem Boden.
    Ich versuchte, mich zu erinnern.
    Ein schwarzes Loch in meinem Kopf.
    Was war geschehen?
    Ein Überfall? Ein Raubmord?
    Ich hievte am seidenen Strang der Erinnerung
    etwas Schweres herauf.
    Ich sah zwei Personen.
    Johanna und ich spazieren im schneebedeckten Wald.
    Das Pochen meines Herzschlags hämmerte dröhnend in meinem Kopf.
    Angst, Panik, Nacht. Panik
    Ist das, den Verstand verlieren?
    Hysterische Gedanken kreisen, suchen Halt,
    greifen packend nach Strohhalmen in der Vernunft.
    Ich versuchte, mich zu erinnern.
    Ein schwarzes Loch in meinem Kopf..
    Was war geschehen?
    Erst jetzt sah ich die Spuren.
    Vom Blut durchtränkte Spuren im Schnee.
    Sie führten weg vom Leichnam in den Wald hinein.
    Die Fußstapfen des Mörders.
    Ich raffte mich auf,
    ignorierte den Schmerz.
    Ich begann zu laufen.
    Die Schockstarre löste sich.
    Ich begann zu laufen.
    Das Entsetzen wich dem Durst nach Rache.
    Ich lief.
    Wen auch immer ich einholen würde.
    Ich würde ihn töten.
    Ich drehte mich nicht um
    und folgte den Spuren.
    Ich ignorierte die dumpfen Schreie meiner See.
    Ich lief und keuchte,
    quälte den wunden Körper, noch schneller zu laufen
    als könnte das Laufen den Schmerz in meinem Herzen töten.
    Johanna war tot.
    Ich lief.
    Meine Beine steckten auf Dolche,
    die mit jedem Schritt in meinen Unterleib stachen.
    Ich würgte und schluchzte und lief.
    Ich folgte den Spuren.
    Wie alt sie schon waren?
    Wie viel Vorsprung hatte der Mörder?
    Ich folgte den Spuren,
    hinauf und hinab,
    nach rechts in die Büsche,
    durch dichtes Gestrüpp.
    Dort ein fester Weg, dann über den Bach.
    Johanna ist tot!
    schrie ich in den Nebel.
    Ich trat gegen Bäume, verfluchte die Kälte.
    Ein Wegkreuz.
    Ich blieb stehen und las den Namen.
    Sie hieß nicht Johanna.
    Ich musste mich übergeben.
    Rotes Blut sickerte durch den Schnee.
    Warum? Warum, Warum?
    Ich fiel zu Boden,
    die Lippen im Schnee.
    Ich wünschte ich schliefe ein,
    wachte auf, alles sei anders.
    Doch es ist, wie es ist.
    Ich stand auf.
    Die Spur nun deutlicher.
    Dem Mörder näher.
    Ich lief.
    Die Kräfte schwindend,
    im Schwarz versinkend.
    Doch ich lief weiter.
    Mit letzter Kraft eine Böschung hinauf.
    Meter für Meter, der Spur hinterher.
    Hinter einer Kuppe blieb ich stehen.
    Die Spur nun ganz frisch.
    Ich blicke nach unten.
    Ich sehe die Spur.
    Sie endet im Rot.
    Rot überall.
    Ich sacke zu Boden,
    krieche durch den Schnee.
    Ich krieche zu ihr.
    Johanna liegt steif im Schnee.
    Ich lege mich neben sie,
    verliere das Bewusstsein.

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  2. Ich war auch 19 Jahre Alt, als Falco starb. Bis Heute kann ich nicht vergessen, wo ich diese Sendung in polnischem Fernseher gesehen habe... In diesem Jahr war ich in Wien, wo ich meine Reise "nach den Spuren von Falco" gemacht habe. Das war meine Traumreise! Ich habe die für alle polnischen Falcos Fans auf meinen Blog „wysokojaknigdy.blogs­pot.com" beschrieben. Na ja, ich habe alles auf Deutsch auch übergesetzt habe, obwohl meine Erzählung auf polnisch viel besser klingt ;-)

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